Bericht des Konzerts mit Äl Jawala am 28.03.2009
Konzert und Tanz-Happening
Zum 30. Jahrestag von „terre des hommes" in Gaggenau: Gastspiel von Äl Jawala
„Oriental Popsong hieß das erste, ungemein vitale und lebendige Stück, mit dem sich „Äl Jawala" vorstellte. Mit dem Namen des Stückes ist auch schon ein Teil der Nische beschrieben, die dieses Freiburger Quintett sehr erfolgreich besetzt: Popnummern, die viele Einflüsse zulassen - Balkan Soul ebenso wie Anklänge an die türkische und orientalische Musik, Gypsy und Manele, Eindrücke von Reisen nach Osteuropa und ganz unterschwellig auch Jazz.
Und aus diesem, die Kulturgrenzen auflösenden „hitzigen Cocktail", wie es auf der Homepage des Ensembles heißt, wird fesselnde Musik, die mitreißt und in die Beine geht. So erlebte man das beim Konzert zum 30. Jahrestag der Aktivitäten von „terre des hommes" in Gaggenau am Samstagabend im Lichthof der Carl-Benz-Gewerbeschule. Auch das zweite Stück „Asphalt Pirates", Titelstück der neuen, im Mai erscheinenden CD, hatte einen programmatischen Namen, denn nicht zuletzt wurde „Äl Jawala" durch Straßenmusik und auf Festivals in ganz Europa bekannt.
Nach diesem beeindruckenden Opening stellte Oberbürgermeister Christoph Florus die Aktivitäten und das bewundernswerte Engagement von „terre des hommes" in den Mittelpunkt seiner Dankesrede: Nachdem „tdh" schon zwei Jahre lang erfolgreich in Kuppenheim und Bischweier gearbeitet hatte, begann die rege und engagierte Gruppe um Heinz Wolf im Jahre 1979 auch in Gaggenau mit Aktivitäten. Etwa 100 Veranstaltungen fanden in den letzten 30 Jahren in Gaggenau statt, mit Erlösen daraus, aber auch durch Spenden und durch freigiebige Sponsoren konnten wirkungsvoll Projekte gegen die Not der Kinder in der ganzen Welt unterstützt werden.
„tdh Murgtal/Mittelbaden" gehört zu den kreativsten der etwa 150 Gruppen in Deutschland, ihr hilfreiches Engagement über 30 Jahre wurde am Samstagabend mit dem Konzert von „Äl Jawala" gebührend gefeiert. Der Erlös dieser Veranstaltung - Heinz Wolf schätzte zwischen 3.500 und 4.000 Euro - ist unter anderem für das Projekt „Twilight", das sich um die Ausbildung von Straßenkindern in Südafrika kümmert.
„Äl Jawala", das sind Krischan Lukanow (Altsaxophon), Steffi Schimmer (Altsaxophon), Daniel Pellegrini (Schlagzeug, Didgeridoo, Keyboard) Markus Schumacher (Perkussion und Schlagzeug) und Daniel Verdier am Bass; sie machen kraftvolle, ungemein Rhythmus bestimmte Musik, so etwa die Stücke aus der neuen CD, in denen viel vom Leben auf dem Balkan und Orient nachvollziehbar herauszuhören war. Besonderen Anteil daran hatten Elan und Einfallsreichtum der agilen Rhythmgroup mit vielen reizvollen Effekten. Das war beachtenswert, was Daniel Pellegrini am Schlagzeug und Markus Schumacher mit faszinierender Fingerfertigkeit auf der Perkussionsbatterie da zauberten und wie Daniel Verdier immer wieder mit spontanen Einwürfen das Klangbild würzte.
Die Arrangements allerdings waren von meist recht einfachem Strickmuster. Oft genügte ein einziges, in wechselnden Klangfarben durchgehaltenes Thema. Dieses kaum variierte Strickmuster war in seiner Einfachheit für ein abendfüllendes Programm etwas wenig, wenn da nicht der beherrschende Rhythmus viele Zuhörer auf die Tanzfläche gezogen und aus diesem Konzert ein packendes Tanzhappening gemacht hätte.
Von besonderem Reiz war es, wenn Daniel Pellegrini wie in „Ezmar" oder „Step into Jungle" zum Didgeridoo griff und virtuos mit diesem archaischen Instrument in tonmalerisch fremdartige Klangwelten entführte. Immer dichter wurde es im zweiten Teil auf der Tanzfläche, immer begeisterter die Bewegungsmöglichkeiten genutzt, während sich die Sitzreihen mangels Kontakt zu den Akteuren lehrten. Ohne mehrere Zugaben wollten dann auch am Schluss die euphorisch Tanzenden die Fläche nicht räumen.
BNN, 31.03.2009, Wolfgang Epp
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