Bericht des Jubiläumskonzerts am 08.12.2007
Musikalische Weltreise begeistert Hörer
Benefizkonzert zum 30-jährigen Bestehen von terre des hommes Murgtal/Mittelbaden
Mit einem begeisterndem Benefizkonzert für eine Menschenrechtsorganisation im heutigen Myanmar (Birma), die sich um psychologische Betreuung sowie schulische und berufliche Perspektiven für ehemalige Kindersoldaten kümmert, beging "terre des hommes Murgtal/ Mittelbaden" sein dreißigjähriges Bestehen. Bereits zum vierten Mal stellte sich der Jazz-Saxofonist Peter Lehel, diesmal mit seinem Quartett, am Samstagabend in der Markthalle in Bischweier in den Dienst der guten Sache, die, so der Vorsitzende Heinz Wolf, durch Eintrittsgelder und Sponsoring einen Erlös von über 5.000 Euro erzielte.
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Markus Faller |
Peter Lehel |
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Ull Möck |
Mini Schulz |
Peter-Lehel-Quartett: folkloristische Reiseeindrücke
"Midnight Voyage" hieß der eigenwillige, sehr reizvolle Titel, mit dem sich Peter Lehel (Sopran- und Tenorsaxofon), Uli Möck (Piano), Mini Schulz (Kontrabass) und Markus Faller (Schlagzeug) auf fesselnde Weise vorstellten. Dieser Titel war auch Programm, denn auf eine beeindruckende musikalische Reise in verschiedene Regionen der Welt wollten die Musiker ihre Zuhörer mitnehmen. Es ist eine Facette im kompositorischen Schaffen von Peter Lehel, dass er auf ausgesprochen subtile Weise folkloristische Reiseeindrücke verarbeitet, die bei ihm tiefe Eindrücke hinterlassen haben. In den meisten Fällen werden diese in warmen Klangfarben vorgestellt, dann aber erhalten Themen und Motive in fantastisch kreativen und spontanen Improvisationen die ganz persönliche Note des jeweiligen Solisten.
Friedliche Kooperation für die gute Sache: Badner und Schwaben spielen für und terre des hommes
Virtuos und in bisweilen atemberaubender Technik mit divergierenden Klangvarianten gibt Peter Lehel seine Empfindungen wieder. Weit entfernt sich bisweilen Uli Möck mit pianistischen Glanztaten und überraschenden Einfällen vom Thema, um in raffinierten Modulationen zügig zurückzufinden, und Mini Schulz, Professor an der Musikhochschule in Stuttgart, dokumentiert immer wieder in meisterlich beherrschten Spieltechniken die erstaunliche Vielseitigkeit des Kontrabasses. Mit beeindruckender Geschmeidigkeit bei Übergängen und Wechseln, geschieht das auf dem rhythmischen Fundament, das der Rastatter Markus Faller, kurzfristig für den erkrankten Dieter Schumacher eingesprungen, ideenreich und souverän vorgibt.
Südamerikanische und asiatische Klänge
"Wir sind noch ganz Bolero-beseelt", sagte Lehel auf der Station Südamerika, denn noch taufrisch ist die CD "Boleros", die das Ensemble gerade eingespielt hat. Bei dem melodiös sich einschmeichelnden "Obsesión" von PedroFlores und dem gefühlvoll melancholischen „Claudia" von Chucho Valdes spürte man in faszinierenden Umspielungen den Spaß am Experiment. Auf einer Koreareise war Peter Lehel zu der Komposition "Five In A Row" angeregt worden. Zu den asiatischen Motiven, reizvoll und sensibel improvisiert, schufen Bass und Schlagzeug interessanten und effektvollen Hintergrund.
Ungarisches Blut in Peter Lehels Musik
Zu den Musikern, zu denen Lehel eine besondere Affinität hat, gehört John Coltrane, mit dessen Komposition "Naima" vor allem in der poetischen Intro ein imposanter Abstecher in arabisch beeinflusste Sphären gelang. Temperamentvoll ging es danach mit dem spritzigen "Joska Csardas" von Peter Lehel nach Ungarn. Die Musizierfreude wirkte auf die Zuhörer ansteckend und sie betätigten sich als Rhythmusgruppe. Weil um 20 Uhr in Deutschland die Lichter ausgingen, spielte auch das Peter Lehel Quartett ein Stück im Dunkeln. Abwechslungsreich ging es weiter, jeder Titel eine kostbare Besonderheit mit erstaunlichen Einfällen, so zum Beispiel "Waltzing Out" mit einem kreativen, ausdrucksvollen Solo in attraktiven Klangfarben von Mini Schulz, einer einfallsreichen, virtuosen Kollektivimprovisation von Saxofon und Schlagzeug und einem furiosen Schluss. Das war schlichtweg begeisternd.
Mit dem schottischen Abschiedssong "Reflections" endete ein beeindruckendes Konzert in anheimelndem Ambiente. Für langen und starken Applaus wurden die Zuhörer mit gefühlvollen, sensibel intonierten "Gloomy Sunday" und aus der Abteilung "Jazz für Kinder" mit dem ganz bezaubernden Lied von den "Drei Chinesen mit dem Kontrabass" belohnt.
BNN, BT, 10.12.2007, Wolfgang Epp
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