Bericht des Jubiläumskonzerts am 24.02.2008
Konzert der Extraklasse - Feinabstimmung mit atemberaubendem Effekt
Der Geiger Felix Borel und der Pianist Marcin Grochowina begeistern in Kuppenheim mit einem Konzert der Extraklasse
Zu einem Jubiläumskonzert lud terre des hommes Murgtal / Mittelbaden in Verbindung mit dem Initiativkreis Kulturpflege Kuppenheim (IKK) in den Bürgersaal des Alten Rathauses Kuppenheim ein. Es war bereits das 46. Konzert von tdh in der Region und gleichzeitig das achte Konzert in Verbindung mit dem Initiativkreis Kulturpflege Kuppenheim (IKK). Anlass für das Konzert war das 30-jährige Bestehen von terre des hommes Murgtal / Mittelbaden.
Für das Konzert hatte man den Geiger Felix Borel und den Pianisten Marcin Grochowina verpflichtet. Die beiden Musiker spielen zusammen seit 2002 und gaben ihr erstes Konzert im Rathaus-Saal in Kuppenheim, wo sie jetzt zum zweiten Mal auftraten. Sie stellten ihr Konzert unter das Motto „Miles to Mozart", womit auch schon der nicht gewöhnliche Charakter des Konzerts seine Bezeichnung fand. Um es gleich vorweg zu sagen: Felix Borel und Marcin Grochowina boten dem zahlreich erschienenen Publikum ein Konzert der Extraklasse, das seinesgleichen sucht.
Insbesondere ihre kammermusikalische Feinabstimmung - „Timing" - wie man in Ermangelung eines deutschen Worts sagt - erzielte durchweg einen atemberaubenden Effekt. Und alles von Felix Borel, der so nebenbei noch als komikbegabter Conferencier durch das Programm geleitete, mit einer Nonchalance dargeboten, die ebenso erheiternde wie verblüffende Wirkung hatte.
Das Konzert begann mit einer Solo-Kadenz der Geige, die vom Klavier fortgeführt wurde. Schlichte, die Neugier weckende Tonfolgen, die auch gleich den einzigen Negativpunkt offenbarten: Der für den Konzertgebrauch viel zu kleine, in die Jahre gekommene Flügel war verstimmt.
Nach und nach entwickelte sich ein Dialog, der über balkanartige Wendungen in eine durch Brahms berühmt gewordene Zigeunerweise mündete. Nach diesem ersten Stück schritt Felix Borel zur Festlegung des eigentlichen Programms, in dem er zur Erheiterung des Publikums Freiwillige aus einem kleinen Beutel Zettel ziehen ließ, auf denen die zur Auswahl stehenden Stücke verzeichnet waren. Jeder Freiwillige musste für die Wahl eines Stücks zehn Euro zugunsten von tdh entrichten.
Vor der Pause konnte man sechs Stücke hören, die, in der Regel von einer Komposition oder einem Thema ausgehend, hauptsächlich auf Improvisation beruhten. Eine Vorliebe Borels für Flageolett-Spiel war gleich am Anfang zu bemerken.
Herausragend unter den sechs Stücken war die Interpretation des letzten Satzes der „Frühlingssonate" von Beethoven (op.30,3), die ganz plötzlich in eine freie Improvisation überging, um am Schluss wieder zum Original zurück zu finden. Die rhythmischen und klanglichen Möglichkeiten, die dabei vor allem Marcin Grochowina offenbarte, wirkten gerdezu grenzenlos und erinnerten nicht Einsätze und Übergänge wenig an Ähnliches von Fazil Say. Immer wieder - wie in „Spain" von Chick Corea oder einem Stück von Dave Brubeck - waren die perfekt getimeten Borel und Grochowina zu bewundern.
Nach der Pause besonders schön waren „Birdland" des im letzten Jahr verstorbenen Gründers von „Weather Report", Joe Zawinul, und eine sagenhafte Interpretation des „Libertango" von Astor Piazzolla. Nach reichlichem Beifall gab es zwei Zugaben.
BNN, 27.02.2008, Michael Schmitt
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