Pressebericht des Serenaden-Konzerts im Schloss Favorite am
17.05.2003
(Badische Neueste Nachrichten vom 20.05.2003)
Musizieren für Kinder in Kriegsgebieten
Quantz-Collegium spielte in der voll besetzten Sala terrena
des Schlosses Favorite
Um weltweit die Not von Kindern in Kriegsgebieten zu mildern, gibt es in Deutschland
die Projektgruppe "terre des hommes", das Engagement vieler Bürgerinnen
und Bürger, die auf vielfältige Art Hilfe leisten. Auch in Mittelbaden
besteht eine Arbeitsgemeinschaft, die seit 25 Jahren aktiv ist und durch Erlöse
aus zahlreichen Veranstaltungen Familien und Kinder in Entwicklungsländern
unterstützen. Quasi zu diesem Jubiläum fand sich jetzt das Quantz-Collegium
bereit, in uneigennütziger Weise in der Sala terrena des Schlosses Favorite
zu konzertieren. Sehr erfreulich war dabei, dass die Möglichkeit, mit
dem Besuch des Konzertes zu spenden, intensiv genutzt wurde. Das Konzert war
ausverkauft.
An ihrer jahrzehntelangen Spielstätte konzentrierte sich das Quantz-Collegium
in den gewohnten Kostümen und Perücken des 18. Jahrhunderts auf
italienische Komponisten und den tschechischen Meister Jan Jakub Ryba. Ein
ausgewähltes, geschmackvolles Programm, das im Prinzip dem Schlusskonzert
aus dem vergangenen Jahr entsprach und das Können der Mitwirkenden wieder
in helles Licht rückte. Zu verspüren war es gleich eingangs, als
der Oboist Alexander Ott im Cherubini-Trio C-Dur seine bläserischen Qualitäten
zeigte. Vor allem beim getragen schönen Moderato, gleichgewichtig mitmusizierend
Viola (Heike Oertel) und Violoncello (Martin Hölker). Brillant gelangen
die Fuge und das Presto.
Wesentliche Beiträge zur höfischen Salonmusik kommen von Luigi Boccherini.
Zweimal war er vertreten. Beim Quartett D-Dur blies Jochen Baier virtuos die
Flöte, namentlich das Allegro fiel auf, nicht minder wirkten Sprünge
und Akzente im Finale. Relativ schnell kam das Adagio und rhythmisch gut das
Menuett. Besonderen Anteil am Klang hatten die Streicher mit dem exzellent
gemeisterten Violinpart (Manfred Dörge), Viola und Violoncello. Streichern
allein vorbehalten ist das Quartett C-Dur op. 39 Nr. l von Boccherini, das
in sattem Klang und Profilierung der Themen höchst imponierte.
Das gilt gleichermaßen für die Violinen (Taru Erlich und Manfred
Dörge) wie für Viola (Heike Oertel) und Violoncello (Martin Hölker).
Stark geprägt durchs Thema war das Menuett, ausdrucksvoll das Adagio
und bestes spielerisches Können im Finale. Glänzend der Einstieg
der ersten Geige bei diesem Quartett.
Auch Luigi Gatti hat für Oboe geschrieben. An seinem Quartett F-Dur sind
außerdem Violine (Manfred Dörge) und die am meisten an diesem Abend
eingesetzten Instrumente Viola und Violoncello beteiligt. Gatti ist Wenig
bekannt, wartet aber hier mit zwei ansprechenden Sätzen auf, vor allem
bei den Klangreizen zwischen Oboe (Alexander Ott) und den Streicherpizzikati.
Einfälle und Harmonie im Klang offenbarten die musikantische Wiedergabe
mit viel Ausdruck im Andante.
Kaum weniger erfinderisch zeigte sich Felice Giardini in seinem Quartett D-Dur
für Oboe, Violine, Viola und Violoncello. Das Andante hat bukolische
Anklänge, es wurde sehr fein gespielt, auch das Adagio. Besonders zu
nennen ist das abschließende Allegro in seinem fesselnden Marcia-Rhythmus.
Damit sich das Publikum an dieser Musik ergötzen konnte, betonten der
Oboist Ott und die Streicher Dörge, Oertel und Hölker die attraktiven
Höhepunkte dieser Musik.
Zum Schluss kam der einzige Nichtitaliener zu Ton. Jan Jakub Ryba ist Tscheche
und sein Quartett C-Dur für Flöte, Violine, Viola und Violoncello
ist ebenso ernst und gemessen, wie schön klingend und böhmisch-feurig.
Dass man das im Allegro maestoso, im Andante con Adagio und Finale Allegro
in klangreichen Unterschieden heraushören konnte, dafür sorgten
in der Bravour des Musizierens Jochen Baier, Manfred Dörge, Heike Oertel
und Martin Hölker. Auf lange währenden Beifall folgten ein Dacapo
und Dankesworte für die Kollekte mit Präsenten und Blumen für
die Künstler durch Heinz Wolf, der die Gruppe Murgtal von "terre
des hommes" betreut.
Peter Villinger
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