Neuer Weltbericht zu Kindersoldaten
Trotz internationaler Ächtung werden gegenwärtig
in mindestens 20 Kriegen und bewaffneten Konflikten
Kinder als Soldaten eingesetzt. Dies ist Ergebnis
des »Weltreport Kindersoldaten«,
der von einer Koalition führender Kinder-
und Menschenrechtsorganisationen vorgelegt wurde.
In mindestens 20 Ländern, in denen zwischen
2001 und 2004 bewaffnete Auseinandersetzungen
oder Kriege stattfanden, kämpften Kinder
aktiv an der Front. Darunter sind Afghanistan,
Angola, Burundi, Demokratische Republik Kongo,
Kolumbien, Elfenbeinküste, Guinea, Indien,
Irak, Israel/palästinensische Autonomiegebiete,
Indonesien, Liberia, Myanmar (Burma), Philippinen,
Russische Federation, Ruanda, Sri Lanka, Somalia,
Sudan und Uganda.
Die meisten Kindersoldaten wurden von Rebellenarmeen
für den Kampf gegen die Regierung rekrutiert.
Allerdings unterstützen Regierungen häufig
paramilitärische Gruppen und Milizen, die
Kinder in den Kampf schicken oder sie zu Gewalttaten
gegen die Zivilbevölkerung anstacheln. Auch
scheuen einige Regierungen nicht vor der bewussten
Anwerbung oder sogar Zwangsrekrutierung von Kindern
und Jugendlichen zurück. Der UN-Sicherheitsrat
hat zwar wiederholt den Missbrauch von Kindern
als Soldaten verurteilt, doch wurden lediglich
gegen sechs Staaten Maßnahmen ergriffen,
fünf davon in Afrika.
Nach dem Ende der Kriege in Afghanistan, Angola
und Sierra Leone wurden in den letzten drei Jahren
schätzungsweise 40.000 Kindersoldaten demobilisiert.
Gleichzeitig aber wurden Tausende Kinder in den
Konflikten an der Elfenbeinküste, Sudan
und Liberia neu rekrutiert.
Rasch wechselnde Konfliktsituationen und die Tatsache,
dass viele Kinder in Gebieten kämpfen, die
von Hilfsorganisationen aus Sicherheitsgründen
nicht erreicht werden können, erschweren
allerdings die Ermittlung exakter Zahlen der
Kinder im Kriegseinsatz.
»Eine Welt ohne Kindersoldaten ist möglich,
die ersten Schritte sind getan. Noch aber fehlt
oft der politische Wille. Regierungen in aller
Welt müssen den Mut aufbringen, für
die internationalen Schutzbestimmungen einzutreten
und sie auch selbst umzusetzen«, fordert
Andreas Rister von terre des hommes, Sprecher
der Deutschen Koordination Kindersoldaten, in
der sich amnesty international, Deutsches Komitee
für Unicef, Kindernothilfe e.V., Lutherischer
Weltbund, medico international, Missio, terre
des hommes Deutschland e.V., Netzwerk Afrika,
World Vision Deutschland zusammen geschlossen
haben.
Seit 2002 verbietet ein Zusatzprotokoll zur UN-Kinderrechtskonvention
den Kriegseinsatz von Kindern und Jugendlichen
unter 18 Jahren. Bis heute hatten 116 Staaten
das Abkommen unterzeichnet, 87 hatten es ratifiziert.
Trotz Unterschrift oder sogar Ratifikation werden
aber in manchen Staaten weiter Kinder eingesetzt,
zum Beispiel in der Demokratischen Republik Kongo,
Liberia, Ruanda, Uganda in Afrika oder Afghanistan,
Philippinen und Sri Lanka in Asien.
»Der Weltbericht weist nach, dass an fast
jedem größeren aktuellen Konflikt
Kinder beteiligt sind. Sie werden zu harter Arbeit,
Plünderungen, Gewalt, Vergewaltigung und
Mord gezwungen. Sie werden verletzt und getötet,
Gegen diese eklatanten Kinderrechtsverletzungen
muss entschiedener vorgegangen werden.« erläutert
Barbara Dünnweller von der Kindernothilfe.
UNICEF-Sprecher Rudi Tarneden. »Kindersoldaten
sind Opfer und Täter zugleich. Friedensvereinbarungen
müssen grundsätzlich Hilfsprogramme
zur Demobilisierung und Wiedereingliederung beinhalten.
Hierzu ist mehr politischer Druck und finanzielle
Unterstützung der internationalen Gemeinschaft
nötig.«
Die Coalition fordert von der EU und dem UN-Sicherheitsrat
eindringlich, das Verbot des Einsatzes von Kindersoldaten
durchzusetzen. Darüber hinaus fordert Susanne
Baumann von amnesty international: » Diejenigen,
die Kinder rekrutieren, sollten vor dem Internationalen
Gerichtshof angeklagt werden«.
Die Deutsche Koordination Kindersoldaten ist der
Zusammenschluss deutscher Kinderhilfswerke, humanitärer
und Menschenrechtsorganisationen innerhalb der
internationalen »Coalition to Stop the
Use of Child Soldiers«.
Weitere Informationen:
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