Donnerstag. 18. Juni 2009 |
Zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni
Kaum internationaler Schutz für Millionen Vertriebene
terre des hommes fordert Stopp der Freihandelsverhandlungen mit Kolumbien |
Anlässlich des Weltflüchtlingstages am 20. Juni macht die entwicklungspolitische Kinderhilfsorganisation terre des hommes auf die Situation der weltweit rund 25 Millionen Binnenvertriebenen aufmerksam, die im eigenen Land auf der Flucht vor Krieg und Gewalt sind. Anders als Flüchtlinge verlassen Binnenvertriebene ihr Heimatland nicht. Daher werden sie – gemäß der Genfer Flüchtlingskonvention – nicht als Flüchtlinge anerkannt. Das hat zur Folge, dass Binnenvertriebene nur selten Schutz und Versorgung durch den UNHCR genießen. Besonders betroffen sind Kinder; sie machen mehr als die Hälfte der Binnenvertriebenen aus.
„Besonders dramatisch ist die Situation derzeit in Kolumbien. Dort ist die Zahl der Binnenvertriebenen auf 4,4 Millionen gestiegen“, so Ralf Willinger, terre des hommes-Experte zum Thema Vertreibung. „Nach wie vor sind die Regierung und paramilitärische Gruppen die Hauptverantwortlichen für die Vertreibungen. Opfer sind vor allem Kleinbauern, deren Land von großen Unternehmen in Plantagen für Exportprodukte wie Ölpalmen umgewandelt wird. Deswegen fordern wir die Bundesregierung auf, Konsequenzen aus der fatalen Menschenrechtsituation im Land zu ziehen: Beispielsweise sollten die laufenden Verhandlungen zum Freihandelsvertrag zwischen der EU und Kolumbien ausgesetzt werden, bis sich die Situation deutlich verbessert hat.“ Der US-Kongress habe ein klares Zeichen gesetzt, als er im vergangenen Jahr die Verhandlungen über einen Freihandel mit Kolumbien aufgrund der dortigen Menschenrechtssituation auf Eis gelegt habe.
Neben Kolumbien ist die Situation derzeit in Pakistan besonders besorgniserregend. Allein im Mai wurden dort mehr als zwei Millionen Menschen wegen der Militäroffensive der Regierung gegen die Taliban aus ihren Dörfern vertrieben. Das Land mit der höchsten Zahl an Binnenvertriebenen bleibt der Sudan mit derzeit ca. 4,9 Millionen. Andere massiv betroffene Länder sind Burma und die Philippinen. Um auf diese weltweite Problematik aufmerksam zu machen, führt terre des hommes im Jahr 2009 die Kampagne „Vertreibung stoppen! Kinder brauchen ein Zuhause“ durch. terre des hommes unterstützt Hilfsprojekte für Binnenvertriebene unter anderem in Burma, Kolumbien, Philippinen und im Sudan.
Weitere Informationen: Kampagne „Vertreibung stoppen! Kinder brauchen ein Zuhause“ |
Mehr als 5.000 Euro für Straßenkinder
Erfolgreiche Kooperation zwischen terre des hommes und der Carl-Benz-Schule Gaggenau |
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Mehr als 5.000 Euro f�r Stra�enkinder � Das Ergebnis einer fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen terre des hommes (Heinz Wolf, rechts) und Volker Bachura von der Carl-Benz-Schule Gaggenau. |
Heinz Wolf von terre des hommes und Volker Bachura von der Carl-Benz-Schule Gaggenau freuten sich über die positive Bilanz zum Jubiläumskonzert mit „Al Jawala“ anlässlich der 30-jährigen Aktivitäten von terre des hommes in Gaggenau. So konnten die Veranstalter 5.137,78 Euro Erlös für Straßenkinderprojekte in Deutschland und Südafrika (Twilight, Johannesburg) zusammentragen. 50 Sponsoren und Spender, vor allem aus dem Raum Gaggenau und Kuppenheim, und mehr als 250 Zuhörer ermöglichten diesen Betrag.
„Terre des hommes ist uns jederzeit willkommen“, so Volker Bachura, „wir betrachten uns als eine Schule, die für öffentliche Veranstaltungen Raum bietet“. Heinz Wolf, Organisator des mittlerweile 47. Konzerts von terre des hommes, bedankte sich bei der Schulleitung für die unkomplizierte Kooperation, beim Hausmeister Karl-Otto Ruf für die tatkräftige Unterstützung und beim Kulturamt der Stadt Gaggenau für die spontane Hilfe bei der Werbung für die Veranstaltung.
„Immer wieder wird die interkommunale Zusammenarbeit beschworen. Terre des hommes beweist seit nunmehr 30 Jahren, dass so etwas funktionieren kann. Der kulturelle Austausch zwischen Kuppenheim und Gaggenau, aber auch zwischen Kuppenheim und Rastatt unter der Regie von terre des hommes zeigt dies“, so Wolf, Stadtrat aus Kuppenheim. |
UN-Sonderberichterstatter auf Deutschland-Besuch:
Deutschland nimmt UN-Empfehlungen zur Verbesserung des Bildungssystems nicht ernst
Weiterhin systematische Benachteiligung von Flüchtlingskindern und Migranten |
„Zwei Jahre nach der Kritik des UN Sonderberichterstatters Vernor Muñoz am deutschen Bildungssystem ist nicht erkennbar, dass seine Empfehlungen von den hiesigen Behörden wirklich ernst genommen werden.“ Dies bemängelte, Sonja Welp Inlandsreferentin bei der Kinderhilfsorganisation terre des hommes, anlässlich des Besuchs des costaricanischen Jura-Professors am 7. Juni in Oldenburg.
Trotz Einzelmaßnahmen oder verbesserter Verfahrensabläufe, bestehe die systematische Benachteilung von Migranten und insbesondere Flüchtlingskindern in Deutschland fort. Aufenthaltsrechtliche Beschränkungen hätten Vorrang vor den Menschenrechten: „Viele Kinder und Jugendliche in den von terre des hommes in Deutschland geförderten Projekten müssen immer noch zahlreiche Hürden überwinden, um eine Schule oder einen Ausbildungsplatz zu finden“, berichtet Welp. „Für viele Jugendliche verschwindet mit dem Ablauf der Schulpflicht die Möglichkeit auf einen Abschluss und eine Berufsausbildung. Ihre Integration wird so durch den Staat selbst behindert.“
Auch die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung Maria Böhmer hatte jüngst das Ausbildungsgefälle für junge Menschen mit und ohne Migrationshintergrund als „nicht hinnehmbar“ bezeichnet. Die etwa in Nordrhein-Westfalen eingeführte Freiheit der Wahl der Grundschule, warnt terre des hommes, würde das Gefälle noch verschärfen.
Gleichzeitig befürchtet die Kinderhilfsorganisation, dass aufgrund der Wirtschaftskrise die Gelder für private Hilfsinitiativen knapper würden. „Auch die aus kinderrechtlicher Perspektive dringend gebotenen und von Vernor Muñoz empfohlenen Reformen des Bildungswesens drohen, weiter hinausgeschoben zu werden“, so Welp.
Deutschland mache sich unglaubwürdig, wenn es die Menschenrechte zwar offiziell auf die Fahnen schreibe, die UN-Mechanismen zu ihrer Umsetzung aber nicht respektiere, kritisierte Welp. „Im 20. Jahr der Verabschiedung der Kinderrechtskonvention ist die Rücknahme des deutschen Vorbehaltes überfällig, denn er diskriminiert Flüchtlingskinder.“
Weitere Informationen: Schwerpunktthema "Flüchtingskinder in Deutschland"
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Ansprechpartner
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Wolfgang Deppisch (Projektinfos) Tel. 07222 / 32927
Heinz Wolf (Sponsoring, Allgemeines) Tel. 07225 / 75543
weitere Ansprechpartner
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Erlöse
1992-2012
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Jahr |
Euro |
1992 |
70.000 |
1993 |
75.600 |
1994 |
83.883 |
1995 |
69.617 |
1996 |
51.412 |
1997 |
61.749 |
1998 |
60.333 |
1999 |
68.742 |
2000 |
85.492 |
2001 |
106.375 |
2002 |
78.937 |
2003 |
84.027 |
2004 |
76.662 |
2005 |
149.941 |
2006 |
84.497 |
2007 |
105.958 |
2008 |
104.053 |
2009 |
100.833 |
2010 |
107.254 |
2011 |
103.600 |
2012 |
158.250 |
2013 |
163.420 |
1977-2013 |
mehr als 2,7 Mio. € |
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Detailansicht der Erlöszahlen |
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